Startseite | Sortierung nach Jahren | 2015 | Bericht Bundeswochenlehrgang AUD in Bad Blankenburg 2015
Bundeswochenlehrgang der AUD in der Toskana des Ostens
Zum sechsten Mal in Folge und Dank der frühzeitigen Organisation unseres Vizepräsidenten Gerhard Mai konnte der alljährliche Bundeswochenlehrgang erneut in der Sportschule in Bad Blankenburg stattfinden. Auch in diesem Jahr durften wir Gerhard Mai (6.Dan) und Manfred Tretter (3.Dan) als unsere Lehrer begrüßen.
Die 28 Lehrgangsteilnehmer aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein bildeten eine bunte Truppe von Schüler- und Meistergraden vom 4. Kyu bis zum 4.Dan, die am Sonntag den 03.08. in Thüringen eintraf, mit Vorfreunde aufs gemeinsame Üben und gespannter Erwartung auf die anstehende Aikido-Woche.
Es freute uns besonders, dass auch Familienmitglieder sowie Aikidofreunde, für die selbst ein Mittrainierten leider nicht möglich war, (mit-)gekommen sind. Ein Beweis dafür, dass der Lehrgang nicht nur und ausschließlich auf das Trainieren ausgelegt ist, sondern auch auf Erholung, Spaß und gemeinsames Miteinander außerhalb der Matte.
Die Sportschule und die schöne Umgebung in der Toskana des Ostens bieten mannigfaltige Möglichkeiten für Freizeitgestaltung und beim abendlichen „Absacker“ konnte man sich über das Erlebte austauschen.
Nach der Begrüßung um 16.00h ging es wie gewohnt zur ersten Disziplin, dem gemeinsamen Mattenaufbau. Viele Jahre Übung und Erfahrung sorgten dafür, dass dies in Nullkomma nichts erledigt war und die 300 Quadratmeter große Mattenfläche ausgelegt war. Unsere Freunde aus Ostfildern kamen dann auch pünktlich zur Mattenabnahme.
In diesem Jahr galt es neben den 3 täglichen Trainingseinheiten auch vier Dan-Prüfungen - jeweils zwei Anwärter auf den ersten und zweiten Dan - sowie eine Gürtelprüfung zum 1.Kyu zu organisieren und im Zeit-und Trainingsplan zu berücksichtigen. Die tropischen Temperaturen, die uns schon bei der Anreise in Empfang nahmen und während der kompletten Woche erhalten bleiben sollten, stiegen bis Freitag auf unerträgliche 41 Grad. Für alle Teilnehmer in diesem Jahr eine echte Herausforderung. Um körperlich und mental fit zu bleiben und die Mengen an „ausschweißenden Körperflüssigkeiten“ wieder aufzutanken war auf der Matte und in den Pausen viel Trinken und die eine oder andere Erfrischung auf der Terrasse im Champions Pub angesagt.
Unsere Lehrer hatten sich darauf verständigt zu Beginn der Woche in zwei Leistungsgruppen zu unterrichten. Die Gruppe von Manfred Tretter bestand aus den Schülergraden sowie den Meistern und Meisterinnen mit erstem Dan.
Gerhard Mai widmete sich der kleineren Gruppe, die aus den Meistern und Meisterinnen ab zweiten Dan bestand.
Intention ist, die höheren Meistergrade weiter aufzubauen, zu fördern und sie konzentriert auf weitere DanPrüfungen vorzubereiten. Folglich lag der Schwerpunkt in dieser Gruppe auf den höheren Dan-Techniken, Waffentraining sowie der dritten und vierten Kata.
Meister Manfred legte in seinen Trainingseinheiten sein Augenmerk auf korrekte Distanz (Maai), effektive Gleichgewichtsbrechung und Zentrumsarbeit sowie der Vermittlung der Prinzipien von Irimi (direkter Eingang in die Technik, d.h. Eintreten dem eigenen Zentrum in die Vorderseite des Partners) und Tenkan (ausweichende Bewegung und umleiten der Angriffsenergie und Kraft des Gegners durch sog. Leermachen und Ausführung seitlich oder an der Rückseite des Angreifers). So galt es unter anderem drauf zu achten die Energie und die Technik dorthin weiterzuleiten, wo sie natürlicherweise hinfließen und auf die Ausrichtung der Tegatana (Schwerthand) zu achten.
Alles nicht so einfach: Zentrum, Hüfte und Körperextremitäten in Einklang zu bringen und die korrekte Position zu bekommen. Insbesondere unsere Ellenbogen, Schultergelenke, Hände und Füße haben irgendwie doch ihr Eigenleben. Sie klappen ein, gehen hoch, fliegen selbstständig aus dem Zentrum oder hängen nach.
Wie soll man das nur alles koordiniert bekommen?
Aber Manfred blieb geduldig und verständig und gab uns beim Üben immer wieder hilfreiche Tipps.
Zu Beginn wurden Katame-Waza-Techniken, wie Ude-oase, Tekubi-osae, Kode-hineri, Kote-mawashi und Udenobashi im Stand trainiert.
Die ersten Dane durften dann eine Etage tiefer gehen und die Techniken im Kniestand (Hanmi-Hantashi) üben.
Eine Übung zur Vorbereitung auf die Prüfung zum zweiten Dan. Einige Danträger hatten dies geahnt und vorsorglich lagen die Knieschoner griffbereit am Mattenrand.
Dieses kleine Hilfsmittel erleichterte die Qualen wenigstens etwas.
Beim Ude-nobashi durften die Danträger zum Holzmesser (Tanto) greifen und ausprobieren, ob die Technik mit richtigem Ausweichen und der Distanz jetzt auch noch klappt. Wer nun nicht ordentlich arbeitete spürte auch mal das „Holz“.
Abends standen dann Techniken wie Shiho-Nage, Kote-gaeshi und Tekubi-Osae auf dem Programm.
Am Dienstag wurden Nage-Waza-Techniken wie Kokyu-Nage, Koshi-Nage, Irimi-Nage und SumiOtoshi geübt. Zuerst galt es in Dreiergruppen das Ausweichen gegen die Schlagangriffe Shomenuchi,
Yokomen-uchi und Shomen-tsuki zu trainieren. Erneut hieß es auf die korrekte Aufnahme und Distanz zu achten.
Bei den allseits beliebten Ushiro-Angriffen gegen Kote-hineri und Koshi-Nage konnten wir probieren, ob es mit der Zentrumsarbeit schon besser klappt und sich der Partner wirklich führen und bewegen lässt.Zwischendurch durften sich die Prüfungsanwärter auf den ersten und zweiten Dan eigenständig den Dan-Techniken Sumi-Otoshi, TechniNage und Kokyu-Nage gegen alle bekannten Angriffsformen widmeten.
Im Rahmen der Trainingseinheiten absolvierten die Prüfungsanwärter auf den ersten und zweiten Dan das Fach Überprüfung der Kyu-Techniken und zeigten ebenfalls die gradbezogene Aiki-no-Kata. Dies waren für die übrigen Teilnehmer interessante Darbietungen aber auch gern gesehene kleine Verschnaufpausen.
Ab Mittwoch trainierten alle wieder gemeinsam in einer Gruppe. Gerhard und Manfred wechselten sich beim Unterrichten der folgenden Trainingseinheiten ab. Der Schwerpunkt lag fortan auf den Techniken zum ersten Dan.
Statt des Nachmittagstrainings am Mittwoch war dann für unsere Anwärterinnen auf den ersten Dan, Christiane Müller (TV-Braunfels) und Claudia Tritter (SVH- Königsbronn), die Bühne frei zur Prüfung.
Die Prüfungskommission, bestehend aus Manfred Tretter, Daniela Krauß und Joachim Vietzen (alle 3.Dan), ließ sich die erforderten Prüfungsfächer abwechselnd vorführen. Diese sind zum ersten Dan die „Aiki-no-Kata“ (Form der Katame-Waza-Techniken im Stand), die Naga-Waza-Techniken Tenchi-Nage, Sumi-Otoshi und Kokyu-Nage und zu guter Letzt das Randori (Jiyu-Waza - freier Angriff gegen unbewaffneten Gegner in der Ausführung Ju-no-Geiko).
Ein bisschen Aufregung lag in der Luft. Aber die Mühen und Anstrengungen der letzten Jahre und Monate von Christiane und Claudia und auch das Daumendrücken der Zuschauer, die mitfieberten, wurden belohnt.
Am Ende konnten sich beide Prüflinge und Daumendrücker über den bestandenen ersten Dan freuen, der auch gleich mit einem Gläschen Sekt gefeiert wurde.
Abends ging es weiter mit Irimi-Nage und Kode-gaeshi. Die Anwärter zum zweiten Dan, Christina Schadt und Ralf Gerhardt, führten im Fach Überprüfung die erste Kata (KatameWaza) vor.
Am Donnerstag und sicherlich mit Augenmerk auf die anstehenden Prüfungen, wurden zweite Dan-Techniken wie Shiho-Nage, Koshi-Nage, und Kokyu –Nage mit dem Jo (Stock) trainiert.
Unser Sportfreund Christopher Kress vom AC-Tübingen konnte am Donnerstag sein Können zeigen und bestand die Prüfung zum 1.Kyu (Braungurt). Gut gemacht!!
Leider hatten wir auch einen Ausfall zu beklagen. Unserer Präsident Klaus-Dieter hatte sich auf die Trainingswoche gefreut und wollte seiner “alten Sportfreundin“ aus Bachtal als Uke für die Prüfung zur Verfügung stehen. Aber schon nach dem zweiten Tag Training zeigte sich leider, dass ihm seine Kniegelenke einen Strich durch die Rechnung machten. Zum Glück erklärten sich spontan unsere Sportfreunde Thorsten und Markus aus Ostfildern sowie Stefan vom AC-Bachtal bereit als Uke für die beiden Prüfungen zum 2.Dan zur Verfügung zu stehen. Auch dieser tolle Einsatz sollte lobend und mit großem Dank mal erwähnt werden, denn Aikido ist ein Teamsport, der aus Geben und Nehmen besteht. Ohne gute und zuverlässige Ukes wären auch keine Prüfungen und Weiterkommen möglich.
Die Prüfungen zum zweiten Dan fanden wegen der angekündigten Temperaturen am Freitagmorgen um 9.00 Uhr statt. Unter den Augen zahlreicher Zuschauer absolvierten Christina Schadt (AC-Bachtal) und Ralf Gerhardt (SCSteinberg) ihre Prüfungen zum zweiten Dan. Schwerpunkt der Prüfungen ist die Ausführung diverser Nage- und Katame-Waza-Techniken sowie die Ausführung der Aiki-no--Kata der Formen Katame Waza im Kniesitz.
Gratulation nochmals an alle Prüflinge zu den bestandenen Prüfungen und weiterhin für alle viel Spaß am Aikido.
Am Ende des Lehrgangs durften wir und alle noch an sog. Verkettungen von Techniken – was hohe Aikidoschule für die Prüfungen zum 4.und 5. Dan ist - erproben.
An dieser Stelle möchten wir uns alle nochmals ganz herzlich bei den Meistern bedanken, die tapfer zu jedem Training auf der Matte standen. Nichts desto trotz aber auch Verständnis hatten für einige Aikidoka, die sich auf Grund der tropischen Hitze eine Auszeit nahmen. Diese Woche hat Einige von uns an die Grenzen Ihrer Leistungsfähigkeiten gebracht. Zum Glück gab es bis auf kleine Blessuren, keine schweren Verletzungen oder Ausfälle, was wir zu guter Letzt auch den umsichtigen und erfahrenen Lehrern verdanken. Sie gestalteten die Trainingseinheiten dem Leistungsgrad sowie den Kräften der Aikidoka und der Witterung angemessen.
Ein für sich sprechendes und belustigendes Bild waren die zum Trocknen aufgehängten weißen Anzugjacken, die die Balkongeländer der Sportschulzimmer säumten. Sie trockneten von einer zu nächsten Trainingseinheit und demonstrierten tagtäglich aufs Neue, dass es in diesem Jahr eindeutig zu heiß für Hallensport war. Aber wir haben alle durchgehalten. Wie heißt es so schön: „Nur die Harten kommen in den Garten“.
Krönender und schöner Abschluss des Lehrgangs war das gemeinsame Grillen am Freitagabend. Unsere blau-weiß dekorierten Grillmeister Harald, Hans-Jürgen und Klaus-Dieter verstanden ihr Handwerk und es gab leckere Thüringer Würstchen und Steaks.
Lieber Gerhard und Manfred, ich denke ich spreche für alle, wenn ich sage: Es war ein toller Lehrgang und wir hatten eine schöne Zeit und die Woche wieder einmal viel zu schnell vorbei.
Nochmals Danke für Euer Engagement, die schweißtreibenden und lehrreichen Trainingseinheiten, den Spaß und die Freude, die Ihr wie immer auf die Matte gebracht habt.
Wie sagte Manfred am Abend beim gemütlichen Beisammensein: „ Wir sind doch hier um Spaß zu haben, schließlich ist es unsere Freizeit und Urlaub den jeder opfert. Da sollte sich auch jeder wohlfühlen und erholen und sich zu nichts gezwungen fühlen.“
Wir freuen uns auf das nächste Jahr und hoffen, der BWL 2016 wird erneut in der Sportschule möglich sein.
Eure Kerstin Fuchs
(TV-Braunfels und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit)